Fortbewegung in Indien – Mietwagen, Selbstfahrer oder doch lieber mit Fahrer?
- 9to5unterwegs
- 14. Mai
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juni
Indien ist riesig, vielfältig und voller Abenteuer – und genau das gilt auch für die Fortbewegung in Indien. Die Wahl des Transportmittels in Indien hängt vor allem von der Reiseroute und dem Komfort ab. Wer flexibel sein und auf eigene Faust losziehen möchte, denkt vielleicht wie wir: „Warum nicht einfach ein Auto mieten?“ Und ja – grundsätzlich ist Selbstfahren in Indien möglich. Nur: Ob es wirklich empfehlenswert ist, ist eine andere Frage. Gerade in einem Land, das bunt, lebendig und laut ist, kann die Fortbewegung schnell chaotisch und überfordernd werden – vor allem, wenn man versucht, sich selbst ans Steuer zu setzen. Wir sprechen aus Erfahrung.
Unser Plan: Selbst fahren – eine Entscheidung, die wir schnell bereut haben
Wir wollten unabhängig sein, nicht auf Fahrer angewiesen sein und selbst bestimmen, wann und wo wir halten. Wir dachten: „Wir mieten einfach einen Wagen und fahren selbst.“ Doch das stellte sich schwieriger heraus, als anfänglich gedacht. Eine Buchung über Check24 oder ähnliche Seiten war leider nicht möglich. Also suchten wir erstmal Ewigkeiten einen Anbieter bis wir endlich über Europcar einen Mietwagen buchten.

Das Angebot klang erstmal gut (Vollkasko, ohne Selbstbeteiligung, Selbstfahrer), aber vor Ort die bittere Realität: Unser gebuchter Mietwagen war nicht auffindbar. Keine Station, niemand wusste was. Google führte uns zu einer Station, die 30 Minuten zu Fuß entfernt sein sollte, also nahmen wir ein Uber. Aber dort war nur die Cargo-Station für Lieferanten.
Nach einigen teuren Anrufen konnten wir Europcar erreichen und erhielten die Nachricht: „Self-Drive ist sold out.“ Der Mitarbeiter bot uns einen Wagen mit Fahrer an – ohne Aufpreis, nur Trinkgeld & Verpflegung. Während wir überlegten, suchten wir weiter nach Mietwagenanbietern und landeten am verlassenen Terminal 1. Dort war weit und breit nichts und niemand, mit Ausnahme von ein paar Taxifahrern, die versuchten, uns mit mehr oder weniger dubiosen Angeboten zu überreden. Englisch konnten sie kaum bis gar nicht eigentlich.
Dann tauchte plötzlich ein anderer Taxifahrer auf, der uns anbot uns für denselben Preis wie der Mietwagen (20.000 Rupien) durch Indien zu fahren. Er sprach etwas Englisch, war sympathisch – und wir mehr als verzweifelt, weil wir schon mehrere Stunden verloren hatten, also entschieden wir uns dafür, ihm blind zu vertrauen. Telefonisch stornierten wir den Mietwagen noch. Europcar behauptete, wir würden das ganze Geld zurückerhalten, da es nicht unser Fehler ist, dass kein Wagen verfügbar ist. Das es im Nachgang alles andere als einfach war, an unser Geld zu kommen, hätten wir uns denken können. Wie dem auch sei, stiegen wir blind zu ihm ins Auto und es ging los.
Unsere Lösung: unterwegs mit Fahrer – bequem, aber nicht immer sorgenfrei
Nachdem unser Mietwagen-Fiasko mit Europcar in einem kleinen Desaster endete – keine Station am Flughafen, falsche Adresse, leere Versprechungen – entschieden wir uns kurzfristig für einen Fahrer, der uns zu einem fairen Preis durch Indien begleiten sollte.

Er erklärte uns gleich zu Beginn, dass es in Indien sehr unüblich ist, als Tourist selbst zu fahren – und das aus gutem Grund. Der Verkehr ist in vielen Städten maximal chaotisch: Hupen ersetzt den Blinker, Kühe haben Vorfahrt, und selbst auf mehrspurigen Straßen herrscht oft Anarchie. Anders gesagt: Der Verkehr folgt anderen Regeln – oder eher gar keinen – und die Fahrweise ist, nennen wir es kreativ. 😅 Man kann sich daran gewöhnen, braucht dafür aber starke Nerven und am besten ein Auto mit Rundumschutzgefühl.

Auch wenn wir ursprünglich gerne selbst gefahren wären, waren wir mehr als froh über
unseren Fahrer. Was zuerst nach einer Notlösung klang, stellte sich schnell als echte Erleichterung heraus: kein Verkehrsstress, keine Parkplatzsuche, keine Sorgen wegen des indischen Linksverkehrs. Stattdessen wurden wir direkt vor Sehenswürdigkeiten abgesetzt, bekamen lokale Tipps und hatten jemanden an unserer Seite, der uns beim Geldwechseln, Bestellen im Restaurant oder bei der Tagesplanung helfen konnte.
Zudem war unsere Route (Delhi – Agra – Ranthambore – Delhi) recht intensiv. Wir legten in drei Tagen viele Kilometer zurück, starteten oft früh morgens, kämpften mit der Hitze – und waren im Auto meistens einfach nur müde. Perfekt also, dass wir entspannen oder schlafen konnten, während unser Fahrer uns sicher (naja, meistens 😉) ans Ziel brachte. Unterwegs legte er spontane Stopps ein, die wir ohne ihn wohl nie entdeckt hätten.

Der Preis war ebenfalls mehr als fair – inklusive Auto, Sprit und Wartezeiten. Unser Fahrer tankte Gas statt Benzin, mied teure Autobahnen, kannte gute (und günstige) Restaurants am Wegesrand – wo er als Fahrer oft sogar kostenlos essen durfte, wenn er Gäste mitbrachte.
Ganz ohne Haken war die Sache aber nicht: Unser Fahrer kannte sich nicht überall aus, verfuhr sich ab und zu und fand manche Hotels nicht, was zu teils kuriosen Situationen führte – Google Maps sei Dank! Außerdem hinterließ es ein leichtes Unwohlsein, wenn er stundenlang im Auto wartete, während wir Sehenswürdigkeiten besichtigten – oft ohne echte Pause oder Unterkunft.
Trotz kleiner Stolpersteine war es für unsere Route definitiv die beste Entscheidung. In einem Land wie Indien, mit dichtem Verkehr, kreativem Fahrstil und anderen kulturellen Gegebenheiten, ist ein Fahrer nicht nur praktisch, sondern oft auch entspannter – wenn man sich auf die kleinen Eigenheiten einlässt.
Öffentliche Verkehrsmittel – günstig, aber zeitintensiv
Wenn man mehr Zeit mitbringt, sind Züge und Busse definitiv eine Option. Das indische Zugnetz ist riesig und eine Erfahrung für sich – mit teils spektakulären Strecken und Einblicken ins echte Indien. Auch Fernbusse, vor allem in touristischeren Regionen, sind gut organisiert. Allerdings sollte man wissen, dass man bei öffentlichen Verkehrsmitteln oft länger unterwegs ist, flexibel bleiben muss und sich auch mal mit Verspätungen oder überfüllten Abteilen arrangieren sollte.
Unser Fazit zur Fortbewegung in Indien
Selbstfahren in Indien? Möglich, aber nicht stressfrei.
Fahrer vor Ort? Klare Empfehlung, wenn man flexibel und entspannt reisen will.
Öffentliche Verkehrsmittel? Super für Budget-Reisende mit mehr Zeit und Abenteuerlust.
Wir würden beim nächsten Mal direkt einen Fahrer buchen – aber wer sich wirklich ins Verkehrschaos stürzen will, kann es natürlich auch selbst versuchen. Nur bitte nicht mit Europcar.






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